Existenzanalyse

Existenzanalyse bedeutet daher die Analyse aller Bedingungen für ein wertfühlendes, selbstgestaltetes und menschenwürdiges Leben. Die Existenzanalyse arbeitet an den personalen Voraussetzungen für eine sinnvolle Existenz, wo diese durch seelische Krankheiten und Störungen verschüttet sind. 

Sie fragt an, vermittelt Halt um in je seiner Eigenheit in eine Beziehung treten zu können - auf den Punkt gebracht hilft sie eine verantwortende Stellungsnahme zu geben, welche für mich einen Sinn ergeben.
Existenzanalyse ist eine vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit anerkannte, eigenständige, psychotherapeutische Methode. Sie wurde in den 1930er Jahren vom Wiener Psychiater und Neurologen Viktor E. Frankl begründet und in der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse vor allem durch DDr. Alfried Längle weiterentwickelt.

"Existenzanalyse ist eine phänomenologisch-personale Psychotherapie mit dem Ziel, der Person zu einem (geistig und emotional) freien Erleben,  zu authentischen Stellungnahmen und  zu einem eigen-verantwortlichen Umgang mit sich selbst und mit ihrer Welt  zu verhelfen."
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EXKURS
Die Begriffe „Logotherapie“ und „Existenzanalyse“ verwendete Viktor Frankl weitgehend synonym bzw. war für ihn die Existenzanalyse der philosophische Hintergrund und die Logotherapie dessen praktische Anwendung.

Seit den 1980-er Jahren wurde und wird die Existenzanalyse von dem Psychotherapeuten, Psychologen und Arzt Alfried Längle (* 1951), einem früheren Mitarbeiter Viktor Frankls, entscheidend weiterentwickelt.

In der Logotherapie hat Viktor Frankl das Streben nach Sinn als ursprüngliche und tiefste Motivation des Menschen angesehen. Das Streben nach Sinn galt als die Grundmotivation des Menschen schlechthin. Alfried Längle stellte aber in der praktischen Arbeit mit Patienten und Patientinnen fest, dass es in der Behandlung nur bei wenigen psychisch kranken Menschen möglich ist, direkt am Sinn-Thema anzusetzen.

So ist zum Beispiel jemandem, der an einer schweren Depression leidet, in diesem Zustand der Sinn des Lebens wenig zugänglich. Hier sollte darum vielmehr daran angesetzt werden, dass diese Person den Wert des Lebens an sich und ihres Lebens im Besonderen überhaupt wieder fühlen kann.

Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus entwickelte Längle die Existenzanalyse Frankls weiter und postulierte drei personale Grundmotivationen, die für ein erfülltes Leben zusätzlich zur vierten existenziellen Grundmotivation (Sinn) beachtet werden sollten.

Diese vier Grundmotivationen oder Bausteine der Existenz lassen sich als folgende vier Fragen formulieren:
Ich bin – kann ich (so) sein?
(Motivation zum physischen Überleben)
Ich lebe – mag ich (so) leben?
(Motivation der psychischen Lebenslust)
Ich bin ich – darf ich (so) sein? 
(Motivation zur personalen Authentizität)
Ich bin da – wofür soll ich da sein?
(Motivation zum existentiellen
Sinn)
Den Antworten auf diese Fragen bzw. den Voraussetzungen, um auf diese Fragen eine positive, persönlich stimmige Antwort geben zu können, wird in der Therapie gemeinsam nachgegangen. Außerdem bekam in Längles Weiterentwicklung der Existenzanalyse unter der Bezeichnung Personale Existenzanalyse das Verstehen der eigenen Gefühlswelt und Lebensgeschichte ein höheres Gewicht.
In der weiterentwickelten Existenzanalyse nach Alfried Längle, wird „Logotherapie“ als eine Beratungsmethode speziell bei Sinnproblemen, Verlusten und Lebenskrisen definiert.

Während „Existenzanalyse“ der umfassendere Begriff ist, der die gesamte Psychotherapierichtung bezeichnet und dabei die Logotherapie (als Spezialgebiet) mit einschließt.
Als Ziel existenzanalytischer Behandlung betrachten wir ein Leben mit innerer Zustimmung und persönlicher Erfüllung.

Zustimmung entspricht in diesem Verständnis einem inneren „Ja“ zur Welt, zum Leben, zum Selbstsein (zur Person) und zum Sinn. Anders formuliert geht es darum, dass ich so lebe und handle, wie es mir im tiefsten Inneren meines Wesens entspricht und so mein Leben in Freude, Freiheit und Verantwortung gestalten kann.
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"Es kommt nie und nimmer darauf an, was wir vom Leben zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet."